Konflikte gehören zu unserem Leben dazu. Konstruktiv und respektvoll ausgetragen, können sie einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung leisten. Doch was ist, wenn man sich den Konflikten nicht so recht entziehen kann? Dies ist Realität in den zahlreichen Familienbetrieben. Sie bilden das Rückgrat unserer Wirtschaft und sind dennoch sehr empfindlich.
Wie bei unserem Vortrag für den Verein ehemaliger Landwirtschaftsschülerinnen und -schüler wieder einmal deutlich wurde, ist der Hauptknackpunkt die Vermischung unterschiedlichster Systeme und Rollen. In der intensiven Diskussion zum Vortrag und den zahlreichen Gesprächen am Rande bestätigten die Teilnehmer, wie schwierig es ist, sich die unterschiedlichen Systeme und Rollen bewusst zu machen und vor allem auseinander zu halten.
Was geschieht, wenn die Trennung nicht gelingt, zeigt der folgende exemplarische Dialog. Der Vater, ist stolz, sein Lebenswerk an seinen Sohn weitergeben zu können. Für den Sohn steht die Zukunftsplanung im Vordergrund. Er möchte den Betrieb fit für die Zukunft machen. Beide Perspektiven sind legitim. Doch durch die Vermischung der familiären Beziehungen mit den betriebswirtschaftlichen Themen entsteht großes Konfliktpotential.
Erst die bewusste Trennung der Systeme und Rollen eröffnet konstruktive Perspektiven. Im rein betrieblichen Kontext können sich Vater und Sohn auf Augenhöhe begegnen und gemeinsam Strategien erarbeiten, um den Betrieb auch in der Zukunft solide weiterzuführen. Im familiären Kontext dagegen steht die Beziehung im Vordergrund. Der Dialog ist hier von Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägt.
Die Teilnehmer des Vortrages bestätigten, dass die Dialoge deutlich anders verliefen, wenn sie als angestellte Führungskraft in einem Unternehmen mit einem Mitarbeiter sprechen würden. Die Trennung der Systeme Familie und Unternehmen wäre hier automatisch gegeben. Außerdem wären die Rollen klar und formell verteilt.
Das System der Familie folgt dagegen anderen Regeln. Der Zugang erfolgt per Geburt oder Heirat und das Ausscheiden aus dem System ist prinzipiell nicht vorgesehen. Entscheidungen werden meist über Einigung getroffen, dabei ist jeder gleichberechtigt und das Währungssystem ist Liebe, Bindung und Loyalität.
So klar jedem der Unterschied theoretisch bewusst ist, so schwer ist meist die Umsetzung im Tagesgeschäft. Natürlich gibt es einige Strategien, wie die Umsetzung bessere Chancen hat, jedoch wäre schon viel gewonnen, wenn der erste Schritt gegangen wird und das Bewusstsein über Systeme und Rollen gestärkt ist.