Vier Generationen auf einmal. Das ist auch keine Seltenheit in den zahlreichen Familienbetrieben. Doch ganz so harmonisch wie auf dem Foto läuft es in den Betrieben nicht immer. Die Kombination von unterschiedlichen Systemen, Familie, Eigentum und Unternehmen bringt einige Stolpersteine mit sich. Jedes dieser Systeme folgt eigenen Gesetzmäßigkeiten und in jedem dieser Systeme hat jede Person eine andere Rolle.
Familienbetriebe in deutlicher Mehrheit
Mit 95 Prozent stellen die Familienunternehmen mit Abstand die größte Gruppe aller Unternehmen dar. Doch in 63 % dieser Familienbetriebe behindern familiäre Konflikte sogar unternehmerische Entscheidungen. Besonders intensiv betrifft dies die Landwirtschaft. Hier machen die Familienbetriebe incl. Personengesellschaften sogar 98 % aller Betriebe aus. Dabei ist rund jeder zweite Arbeitsplatz in der Landwirtschaft ein Familienarbeitsplatz.
Das Potential der Familienbande ist enorm. Zuneigung, Verbundenheit und Glück können beflügeln und so das Engagement und die Opferbereitschaft steigern. Doch umgekehrt können verletzte Gefühle oder mangelnde Wertschätzung eine negative Spirale in Gang setzen, aus der nur schwer ausgebrochen werden kann. Die Vermischung von Unternehmensrollen und familiären Rollen sowie die permanente Präsenz des Unternehmens machen einen Rückzug in das Private oft schwierig.
Perspektivwechsel schafft Erleichterung
„Der Vater erstellt’s, der Sohn erhält’s, dem Enkel zerfällt’s.“ Dieses Zitat von Thomas Mann hat auch heute noch seine Gültigkeit. Immer wieder berichten Experten über die Schwierigkeiten, die insbesondere der Generationenwechsel in Familienbetrieben mit sich bringt. Die Trennung der Rollen und der Systeme voneinander fällt besonders in turbulenten Zeiten oft schwer.
Ein erster Schritt, dieses Konfliktpotential zu umgehen ist, das Bewusstsein für die unterschiedlichen Systeme und Rollen zu schärfen. Wer dies verinnerlicht hat, dem wird es deutlich leichter fallen, Momente der Verärgerung unter einem anderen Licht zu beleuchten. Des Weiteren kann es helfen, die Systeme zumindest etwas voneinander zu trennen. Berater von Familienunternehmen berichten von sehr guten Erfahrungen mit der Einrichtung von „unternehmensfreien Zonen“ zu Hause. So könnten z. B. das Schlafzimmer und das Wohnzimmer bewusst zum Privatraum erklärt werden. Das Unternehmen sollte dann konsequent draußen bleiben.