Unser erster Beitrag in der Reihe Risikomanagement hat sich damit befasst, Risiken anhand ihrer Wahrscheinlichkeit und des Ausmaßes ihres möglichen Schadens zu priorisieren. Nur, wer mögliche Risiken kennt, kann damit auch umgehen und die ihnen innewohnenden Chancen ergreifen.
Fragt man Unternehmer nach möglichen externen Risiken kommt meist wie aus der Pistole geschossen eine Liste ihrer Mitbewerber. Natürlich ist es wichtig, den Wettbewerb im Auge zu behalten. Doch wer seine unternehmerischen Geschicke lediglich darauf ausrichtet, was der Wettbewerb macht, agiert rein reaktiv und verpasst möglicherweise Entwicklungspotentiale, an denen die Mitbewerber im stillen Kämmerlein bereits arbeiten.
Ein sehr gutes Beispiel für externe Risiken ergibt sich aus dem Thema Klimawandel. Spätestens seit Ende 2015 als die Weltengemeinschaft das Klimaziel verabschiedet hat, wurde deutlich, dass die Maßnahmen zum Klimaschutz nun tatsächlich ernst werden. Als direkte Reaktion wurden in Deutschland zahlreiche Förderungen und Projekte angestoßen, die das Thema Nachhaltigkeit weiter forcieren sollen. Gesetzliche Regelungen und Auflagen sind teilweise bereits getroffen und werden weiter verschärft werden.
In besonderem Maße von dieser Entwicklung betroffen ist die Automobilbranche. Was hier jedoch beobachtet werden kann, ist das krampfhafte Festhalten an bestehenden Mustern. Wohl im Vertrauen auf den Einfluss ihrer Lobbyisten, bewegt sich die Branche eher zähneknirschend und widerwillig.
Während nun die heimische Automobilbranche viel Energie auf Bestandssicherung verwendet, zogen Tesla, Google und Chinesische Batteriehersteller vorbei und haben Vorreiterpositionen eingenommen. Kürzlich hat VW verkündet, nun selbst in die Batterieforschung einzusteigen. Sollte sich der Trend Richtung Elektromobilität weiter festigen und VW es nicht schaffen, den Vorsprung aufzuschließen oder das Know How teuer einzukaufen, so werden sie deutlich an Marktanteilen verlieren.
Weitere Risiken liegen natürlich in der Abhängigkeit von Zulieferern oder auch von nur wenigen Großkunden. Auch an der schlechten Zahlungsmoral der Kunden sind bereits zahlreiche Kleinunternehmen in Liquiditätsengpässe gekommen. Besondere Brisanz liegt auch im Konsumverhalten der Menschen. Ein Beispiel hierfür ist die Produktsubstitution. Ihr Produkt verliert an Relevanz, weil es durch eine andere Lösung ersetzt wird. So war die Musikindustrie gezwungen, den Raubkopien und Filesharing-Anbietern rasch eine attraktive Alternative gegenüberzustellen. Der dadurch ausgelöste Preisdruck war jedoch enorm.
Wir wollen die Liste externer Risiken nicht erschöpfend behandeln – das wäre hier auch gar nicht möglich. Wir wollen lediglich exemplarisch aufzeigen, dass externe Risiken, sich durch Faktoren ergeben, die nicht direkt beeinflusst werden können, während die internen Risiken durch operative Handlungen direkt steuerbar sind. Viele davon können durch ein gutes Risikomanagementsystem und das Controlling frühzeitig erkannt werden. Dazu gehört auch, den Markt und das Marktumfeld gut im Auge zu behalten. Sie müssen sicherlich nicht jeden Hype mitmachen. Es ist aber vorteilhaft, echte Trends frühzeitig zu erkennen, so können Sie die Chancen nutzen, die sich bieten, ehe sie zu einem Risiko für Ihr Unternehmen werden.